» Sioux Montana Ranch & Erich Wiesner 'Fuzzy'
Der Sioux Motana Club, unter Leitung von Erich Wiesner 'Fuzzy', wurde 1960 in Friemersheim gegründet.
In jahrelanger Arbeit entstand auf dem Gelände an der Paracelususstraße die kleine originelle Westernstadt 'Sioux Montana Ranch', die im Laufe der Jahre weit über die Grenzen Friemersheims
hinaus bekannt werden sollte, und zu einer Touristenattraktion wurde.
Die Ranch verfügte u. A. über einen großen Saloon, ein Sheriffbüro, eine Kirche, ein Gefängnis, einen Schumacher und mehrere kleine typische Geschäfte, die alle nach und nach gebaut wurden,
so dass im Laufe der Zeit ca. 20 Gebäude entstanden. Das Material stammte teilweise aus alten Krupp - Bauhütten.
Zudem gab es noch eine echte Schmiede, in der die Pferde selber beschlagen wurden. Die Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen an den Holzhäusern wurden liebevoll von den Vereinsmitgliedern durchgeführt,
die sich auch um die Pflege der ca. 50 Tiere (Pferde, Hunde, Schafe und das Schwein Peggy) kümmerten. Auch die Westernkostüme wurden größtenteils selber genäht.
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In einem Artikel der WAZ von 2002 schrieb man darüber:
Wenn ich groß bin, will ich Cowboy sein
Zur Begrüßung ein Galgen neben einem Totempfahl? Holzhäuser mit der Überschrift Fort Laramie 1837?
Bin ich im Wilden Westen gelandet? Nein, auf der Sioux Montana Ranch in Duisburg Rheinhausen. Und doch fühlt man sich wie in einem Dorf irgendwo in Texas des 19.Jahrhunderts.
Hier gibt es einen Saloon, ein Gefängnis, eine Sattelkammer und alles, was dazu gehört. Ich wäre jedenfalls nicht erstaunt, wenn Jesse James um die Ecke käme. Vielleicht aus einem der Särge in der Grabkammer,
denn die sieht ohnehin nicht besonders Vertrauen erweckend aus.
Auf einer Holztafel steht :"Why walk around half dead when we can bury for only 22 Dollars?"
(Warum halb tot herum laufen, wenn wir Sie für nur 22 Dollar begraben können?). Beruhigender ist da die kleine Kirche. Hier sieht man, das ein Sammler am Werk war. Marienbilder aus verschiedenen Ländern zieren die Wände,
und in der Mitte des Raumes prangt ein 250 Jahre alter Altar.
Das Westerndorf in dem Erich und Irma Wiesner leben und arbeiten, ist einer der über Europa verteilten Westernclubs.
Am Wochenende leben alle 20 Clubmitglieder auf der Ranch, unter der Woche "nur" das Ehepaar und 50 Tiere: Pferde, Schafe, Hunde und Schwein Peggy.
Wie kommt man dazu, seine eigene Ranch aufzubauen? Erich Wiesner erklärt schmunzelnd: " Ich wollte schon als Junge Cowboy werden und nach Amerika auswandern. Damals hat mein Vater mich ausgelacht, weil es im Krieg ja unmöglich schien. Aber ich habe den Traum nie aufgegeben."
Ein lang gehegter Wunsch, der ganz anders als geplant in Erfüllung ging. Nach dem Krieg wollte Erich Wiesner noch emigrieren, wurde aber krank. 1960 gründete er dann den Sioux Montana Club mit dem Ziel, so zu leben, wie man in Amerika gelebt hätte.
Seine Souvenirs aus zehn USA-Reisen finden sich in einem eigenen Museum - von der eingelegten Schlange bis zum original Western Kostüm ist alles da.
Erich Wiesners Traum ist der Traum vieler Kinder - aber nur wenige sind als Erwachsene noch bereit, soviel Arbeit auf sich zunehmen, wie eine Ranch erfordert. Ständig müßte etwas gereinigt oder restauriert werden - ganz abgesehen von den vielen Tieren, um die man sich kümmern muß.
Wer nicht selbst so viel Geduld mitbringt, kann aber der Sioux Montana Ranch einen Besuch abstatten.
"Viele Menschen vergessen ihre Erlebnisse hier auf der Ranch nie. Oft treffe ich in der Stadt Leute, die mich ansprechen: "Wissen Sie nicht mehr, damals war ich doch bei Ihnen", erzählt Erich Wiesner. Den Gästen bringt er gerne den Umgang mit dem Lasso bei. Sie können auch reiten oder Kutsche fahren.
Den Ranch Besitzer stört nur, das viele Jugendliche als erstes fragen würden, wo sie die "Knarre" her bekämen. "Schließlich muß sich auch ein Cowboy an das Waffengesetz halten.
» Chronik des Sioux Montana Club, wie sie im Saloon zu lesen war (Dank an Heinz Pischke). Hinzugefügt wurden weitere bekannte Ereignisse (ab 2000).
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1960 |
gründete Erich Wiesner mit einigen Freunden den Club zur Pflege des Brauchtums der roten Rasse |
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1962 |
trat der Club mit einem Indianerlager an die Öffentlichkeit
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1965 |
Ab dieser Zeit fanden regelmäßig Veranstaltungen im Westernstil statt mit großer Beteiligung auswärtiger und ausländischer Clubs |
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1966 |
gelang es dem Club, nach vielen Fehlschlägen, ein Gelände an der Parallelstraße zu pachten, um hier eine kleine Ranch aufzubauen |
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1967 |
nach fast 1jähriger Arbeit, wurde der „Golden Nugget Saloon“ eingeweiht. Nun hatte der Club endlich einen Versammlungsraum und einen Treffpunkt für das Clubleben. Die Ranch wurde vervollständigt durch weitere Gebäude.
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1968 |
kamen Einbrecher und Brandstifter auf die Ranch. Mühsam aufgebaute Gebäude (Schmiede, Sheriffs Office und ein Teil des Materiallagers) fielen dem Brand zum Opfer
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1971 |
Das gepachtete Gelände wurde gekündigt |
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1972 |
wurde mit dem Neuaufbau begonnen. Es war eine harte Zeit mit viel Arbeit |
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1973 |
fand ein großes Freundschaftstreffen mit Rodeowettkämpfen auf dem neuen Clubgelände statt |
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1974 |
Kinderfeste, Altennachmittage, Westernbälle und Tauschmeeting gehörten zum Programm des Clubs |
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1975 |
Der letzte Bauabschnitt mit der großen Dancing Hall wurde fertiggestellt. Es fand ein großer Westernball statt |
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1976 |
Höhepunkt im Clubleben war die Einweihung der Westernkirche in Verbindung mit einer Taufe |
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1977 |
Das Ergebnis jahrelanger Arbeit wurde erneut durch einen Brand vernichtet. Der Club macht aber trotzdem weiter und freut sich über jede Hilfe beim Wiederaufbau. Im April: 250 m lange Wasserleitung ist schon wieder gebaut.
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1978 |
Im April findet nach 6 Wochen harter Arbeit ein großes Westernfest zur Eröffnung des neuen Saloons statt |
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1979 |
Im Mai gibt’s die erste Hochzeit in der eigenen Kirche: Häuptlingstochter Morgenröte und Holzfäller Starker Bär (Brunhilde und Bernhard Rubisch) heiraten
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1980 |
Im Mai werden beim Pfingsttreffen Glocke und Glockenturm von Kaplan Lehmbrock feierlich geweiht – mit auswärtigen und ausländischen Gästen. 30 englische „Nordstaatlersoldaten“ kamen als Überraschungsgäste.
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1981 |
Oberstadtdirektor Krämer (Sheriff) und Kulturdezernent Schilling (Indianerhäuptling) empfangen die Presse auf der Ranch |
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1982 |
Im März erleben 15000 Besucher einer Großveranstaltung auf der Trabrennbahn Recklinghausen gleich zwei Attraktionen: Pierre Brice – in Zivil – und den Sioux Montana Club Rheinhausen mit seiner Western-Show – natürlich in vollem Indianerschmuck!
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1983 |
Jugendaustausch Rheinhausen – County Durham: Im Juli findet auf der Ranch die große Welcome-Party für 21 jugendliche Gäste und ihre Gastfamilien statt
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1984 |
Deutsch-amerikanische Freundschaftswoche in Moers: Die Zuschauer begeistern sich besonders für die Darbietungen des Sioux Montana Clubs – Westernshow und Squaredance.
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1985 |
Im November wird das 25jährige Bestehen des Clubs mit zahlreichen Gästen groß gefeiert. Rheinhausens Altbürgermeister Johann Asch wird zum Ehrenmitglied ernannt. Als „Chief“ der Stadt half er entscheidend beim Finden des Clubgeländes
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1986 |
Im Januar werden die Gäste der Narrenzunft Homberg, 35 amerikanische Karnevalisten, am Flughafen Düsseldorf empfangen. In der Abfertigungshalle hoch zu Ross mit dabei: Erich, der Chief!
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1987 |
Ein WDR-Kamerateam dreht im Oktober Westernszenen im Saloon für eine Hobbysendung. Echt tolle Westernatmosphäre! |
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1988 |
Im Juli feiert die Duisburger Werkstatt für Behinderte ihr alljährliches Sommerfest zum ersten Mal im „Wilden Westen“. Man erlebt zusammen mit den Hobby-Cowboys bei Spiel und Spaß einen fröhlichen Nachmittag. Im Oktober kommen die Journalisten aus Duisburg und dem Kreis Wesel mit Kind und Kegel, um ihr traditionelles Familienfest diesmal auf der Ranch zu feiern. Das Fest wird ein voller Erfolg!
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1989 |
Im September lädt die CDU zum Familiensonntag mit Rita Süßmuth auf die Ranch. Chief Erich setzt die Bundestagspräsidentin am Rancheingang auf den Kutschbock und fährt mit ihr mitten in die Veranstaltung.
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1990 |
OB Josef Krings wird im Oktober zum Ehrensheriff ernannt. Der Stern wird „Sheriff Jupp“ unter großem Beifall der Festbesucher angeheftet, stand er auch im Arbeitskampf der Rheinhauser immer mit an vorderster Front.
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1991 |
Der Familientag zum 30jährigen Bestehen beginnt mit einem gut besuchten Feldgottesdienst der Pfarrgemeinde St. Peter, deren Pfarrer heute als neues Ehrenmitglied begrüßt wird: Fritz Bösken.
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1992 |
Bezirksvorsteher Hans Kleer wird am 19.8., seinem 70. Geburtstag, vom Chief zum Bezirks-Sheriff ernannt – mit Urkunde und Stern! |
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1993 |
Im Februar werden die California Funken, zu Gast bei einer Karnevalsgesellschaft in Kaßlerfeld, auf der Ranch echt western-like empfangen. Mit dabei war alles, was im Duisburger und Grafschafter Karneval Rang und Namen hat, dazu Gäste aus Belgien mit dem amtierenden Karnevalsprinzen von Ost-Flandern. Für die Gäste aus Huntington Beach gibt es ein großes Karnevalsfest im Saloon der Montana Ranch.
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1994 |
Im Juli ist eine Kindergruppe aus Tschernobyl zu Gast in Rheinhausen. Ein Besuch der Ranch gehört natürlich dazu! |
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1995 |
Hoppeditz-Erwachen pünktlich am 11.11. um 11:11 Uhr! Doch diesmal entpuppt sich der Hoppeditz wahrhaftig als Frau! Irma Wiesner! Frauenpower ist angesagt.
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1996 |
In der Essener Grugahalle läuft im August das 2. Country-Festival, draußen die große Trucker-Fete und eine Riesenshow. Da dürfen die Leute von der Montana Ranch nicht fehlen. Sie sind munter dabei, Fuzzy voran.
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1997 |
Auch in diesem Jahr findet der traditionelle Westernmarkt am 1. Mai großen Zuspruch. Es gibt diesen Markt zweimal jährlich schon seit 35 Jahren. Kaufen, tauschen, handeln – die Westernfans kommen deshalb von weit her, auch aus Belgien und den Niederlanden. Hier gibt’s originale Westernware und das Erlebnis echter Westernatmosphäre.
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1998 |
Im November findet ein Benefizkonzert für den schwerkranken Countrysänger Peter Best statt, unter anderem mit der Hitch Hiker Country Band. |
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1999 |
Zum „Independence Day“ am 4. Juli sendet der Deutschlandfunk anderthalb Stunden live vom fröhlichen Fest auf der Montana Ranch. |
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2000 |
40 Jahre Sioux Club Montana! Das wird groß gefeiert! |
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2007 |
STUDIO 47 dreht im Oktober einen Bericht über die Sioux Montana Ranch |
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2011 |
Im Juli Nutzungsuntersagung durch das Bauordnungsamt Duisburg wegen Brandgefahr |
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2011 |
Initiative 'Retter die Montana - Ranch' durch Matthias Tilgner mit Online - Petition zum Erhalt der Ranch |
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2012 |
Die Sioux Montana Ranch wird nach einer sofortigen Nutzungsuntersagung durch das Bauordnungsamt abgerissen. Nur das Wohnhaus und die Kirche bleiben stehen. |
Fotos: Horst Reimann
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Abriss 2012
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nur die Kirche blieb stehen, weil sie sich auf dem Privatgrundstück befindet
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» Erich Wiesner 'Fuzzy'
Aufgewachsen in der Rhön wurde ihm die Leidenschaft für Indianer schon in frühen Jahren durch seinen Großvater mit auf den Weg gegeben. Durch zahlreiche Bücher inspiriert trug er immer eine Feder im Haar.
Sein großer Traum war es, nach Amerika zu gehen. Nach der Ausbildung zum Maurer wollte er das nötige Startkapital verdienen und zog in die Nähe des Ruhrgebietes nach Friemersheim. Doch das Leben hatte andere Pläne mit ihm.
Nachdem er in jungen Jahren an Morbus Bechterew erkrankte, wurde er berufsunfähig, das Geld knapp, und der Traum Amerika unmöglich.
Sein Zustand verschlimmerte sich jedoch nicht weiter, und er bekam Arbeit als Kranführer bei Krupp.
Mit der für ihn typischen Begründung: 'Wenn ich nicht nach Amerika kann, dann kommt Amerika eben zu mir', gründete er 1960 den Sioux Montana Club. Seinen Spitznamen 'Fuzzy' bekam Erich Wiesner durch die Ähnlichkeit mit der
Westernfigur Fuzzy. Seit 1970 ist er mit seiner Irma verheiratet, die sich ebenso aufrührend um die Pferde und die Ranch kümmerte. Fotos: Klaus Metzdorf
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